hckn021: Haecksen auf dem #CCCamp23

Willkommen zu einer weiteren Folge Haecksenwerk!

Haecksenwerk ist das Podcastkollektiv der Haecksen. Es geht um die ganze Bandbreite von Technik, Kultur und Feminismus. In unserem Podcast möchten wir Einblicke in Themen geben, die uns bewegen.

Wisst ihr noch, damals im vergangenen Sommer, wo sich wieder Tausende Menschen zum Camp im Ziegeleipark Mildenberg getroffen haben, um zusammen tolle Dinge zu erleben und zu machen? Die Haecksen waren auch dort und hatten ein großartiges Workshopzelt dabei, in dem ein vielfältiges Programm angeboten wurde. naerrin interviewt einige Haecksen, die dort Workshops geleitet haben. Sie spricht mit merline über Selbstverteidigung, mit smettbo über Ethik, mit Anna über die Flow3r und mit neon_mate über die Nachhaltigkeit geflickter Kleidung.

Content Note: Im ersten Interview geht es um Selbstverteidigung, wenn es euch mit dem Thema nicht gut geht, springt zum nächsten Interview weiter ab Minute 08:30.

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Stichworte

CCCamp23, Haecksen, Workshop, Workshops, Awareness, Selbstverteidigung, Ethik, Technologie, Flow3r Badge, Flicken, visible Mending

Credits

Redaktion und Moderation: naerrin
Gäst*innen: merline, Smettbo, Anna (updn), neon_mate
Produktion: phoentrixie, naerrin
Coverart: https://mullana.de/

Transkript

Intro

naerrin: Willkommen zu einer neuen Folge beim Haecksenwerk. Heute bin ich auf dem Camp unterwegs. Wir haben inzwischen Tag 4. Es gab Gewitter, Hitze und lange Nächte. Das heißt, wir übernehmen keine Haftung mehr für alles, was hier gesagt wird. Und ich will ein bisschen bei den Haecksen ruminterviewen, wie so das Camp läuft und was sie so machen und welche Workshops vielleicht auch angeboten werden. Und deswegen gibt es ein paar Interviews und ich hoffe, ich finde spannende Menschen zusammen.

Interview mit merline – Awarenessteam und Selbstverteidigung für FLINTA-Menschen

naerrin: Und ein spannender Mensch sitzt gerade schon vor mir und das ist merline. Und ja, hallo merline.

merline: Hallo naerrin.

naerrin: Stimmt, ich bin naerrin. Das sage ich sonst auch immer dazu. Aber vielleicht wissen Menschen das inzwischen schon. Ja, wie war das Camp bisher für dich?

merline: Super. Super spannend, super durchmischt, sehr, sehr vielfältig. Du hast es ja gerade schon angesprochen. Das Wetter war sehr divers. Die Menschen sind sehr divers. Ich war beim Aufbau mit dabei. Da gab es immer viel zu tun. Und tatsächlich, seitdem das Camp losgegangen ist, offiziell seit Tag 1, ist es bei mir ein kleines bisschen entspannter als vorher.

naerrin: Oh, das klingt schon mal gut. Und wo bewegst du dich alles? Also ich habe ja ein bisschen Hintergrundinfos und weiß ja, dass du dich um einige Themen kümmerst. Was ist da so zum Beispiel so bei?

merline: Also ich bin neu im Awareness-Team dabei. Das heißt, das ist meine erste Chaos-Veranstaltung offiziell, wo ich im C3-Awareness-Team mit dabei bin. Das ist auf jeden Fall sehr neu und eine ganz neue Erfahrung.

naerrin: Das glaube ich.

merline: Im Chaos-Umfeld bin ich ja schon länger unterwegs. Aber das richtet nochmal so einen komplett neuen Fokus auf die Welt, auf die Chaos-Welt.

naerrin: Und das ist sehr wichtige Arbeit, wie ich finde, immer noch.

merline: Ja, so bin ich ja auch reingeraten. So was macht man nicht aus Langeweile.

naerrin: Sehr schön. Ja, und du hast auch einen schönen Workshop angeboten, und zwar Selbstverteidigung für FLINTA-Menschen.

merline: Ja, das stimmt.

naerrin: Was gibt es da so? Was macht ihr? Und wie lief es bisher? Weil es ging ja über ein paar Tage jetzt tatsächlich schon.

merline: Genau. Tag 1 mussten wir leider skippen, weil der vormittags stattfindet. Wir haben gesagt, 9.30 Uhr ist vielleicht ein guter Anfangszeitpunkt. Das Camp ging an Tag 1 allerdings erst um 11 Uhr offiziell los. Und viele waren vielleicht noch gar nicht da oder waren beschäftigt mit Zeltaufbauen. Deswegen ging es erst an Tag 2 so richtig los. Und wir haben quasi einen Kurs, der aufeinander aufbaut. Das heißt, wir machen jeden Tag eine Session, also ungefähr zwei Stunden vormittags, wo wir uns mit verschiedenen Themen befassen, von bedrängenden Situationen; und das ist vielleicht die Stelle, wo ich mal eine Triggerwarnung aussprechen sollte für diesen Podcast. Wir befassen uns in diesem Workshop natürlich mit körperlicher Gewalt, bedrängenden Situationen, Gewaltsituationen und auch mit sexualisierter Gewalt sind Themen, die angesprochen werden in diesem Workshop.

naerrin: Ja, aber genau wie in der Awareness-Arbeit ja auch sehr wichtige Themen, wo Menschen auf jeden Fall wissen sollten, wie sie sich in Situationen verhalten und helfen können. Und ja, ich kann mir das sehr gut vorstellen. Und wurde der Kurs gut angenommen?

merline: Uff, da sprichst du was an. Der Kurs, ich habe ihn aufgrund von begrenzter Platzanzahl rechtzeitig angekündigt. Ich glaube, so eine Woche ungefähr vor Camp-Beginn. Und der Workshop war mit Anmeldung und mit Warteliste dann tatsächlich nach 48 Stunden komplett ausgebucht. Und es kamen noch weitere Anfragen rein. Es war wirklich erstaunlich, wie schnell die Plätze einfach vergeben waren. Und es tat mir wahnsinnig leid, Menschen wieder wegzuschicken, die eigentlich Interesse an so einem wichtigen Thema haben. Und das muss ich tatsächlich auch sagen, habe ich im Vorfeld komplett unterschätzt. Ich dachte, das Chaosumfeld insgesamt ist eher ein Umfeld, wo solche Themen vielleicht nicht ganz so beliebt sind. Also wir kennen ja alle digitale Selbstverteidigung als Thema. Aber das mal einfach körperlich zu machen und mit einem bestimmten Fokus Selbstverteidigung für FLINTA, damit habe ich tatsächlich nicht gerechnet, dass das so gut ankommt.

naerrin: Ja, also auf jeden Fall haben wir auch bei vielen Sachen, die im Workshop-Zelt der Haecksen zum Beispiel auch gelaufen sind, einen sehr großen Andrang gespürt. Einfach auch, wenn die Themen oder gerade weil die Themen sehr breit gefächert sind, die da aufgetaucht sind. Und ja, das ist sehr schön, dass es auch bei deinem Kurs so war.

merline: Ja, ich finde es auch sehr schön, dass ich es noch ins Haecksenprogramm geschafft habe. Auch wenn das eigentlich mehr so eine halbe Self-Organized Session war. Ja, genau, weil ja, die Haecksen haben halt wirklich auch ein tolles Programm auf die Beine gestellt hier auf dem Camp.

naerrin: Ich sage an dieser Stelle mal danke, weil ich Teil der Workshop-Orga war. Und ja, ich habe mich auch sehr darüber gefreut, wie gut das alles funktioniert hat und was für Themen aufgekommen sind. Ja, schön. Du sagst, du hattest eine recht lange Warteliste, beziehungsweise Menschen interessieren sich und konnten nicht, ich sage mal, versorgt werden. Hast du die Idee, das vielleicht noch mal auf künftigen Chaos-Veranstaltungen anzubieten?

merline: Ich glaube, ich werde da nicht drum herum kommen. Und ich glaube, ich freue mich auch ein bisschen darüber und darauf. Die Frage ist immer so ein bisschen nach den Bedingungen, die räumlichen Bedingungen. Natürlich sind das hier sehr erschwerte Bedingungen hier auf dem Camp. Wir haben keine weichen Matten, wir haben keine Sporthalle, wir haben keinen kompletten geschützten Raum. Viele Übungen können wir so gar nicht richtig vorführen und machen aus Sicherheitsgründen, weil es einfach nicht genug gepolstert ist. Oder auch aus Sicherheitsgründen der anderen Besucher*innen hier auf dem Camp gegenüber. Beispielsweise haben wir normalerweise auch so ein paar Schreiübungen, wo wir wirklich mit der Stimme wirklich laut werden und anfangen zu brüllen oder zu schreien.

naerrin: Also dieses Grenzen setzen und aufmerksam machen und so weiter hängt dahinter wahrscheinlich?

merline: Genau, wir haben auch ein paar Stimmübungen, die haben wir auch gemacht. Stopp sagen, Grenzen setzen, Grenzen erst mal erkennen, Grenzen kommunizieren. Aber diese wirklich aggressiveren Stimmeinlagen, wirklich die Stimme als Gegenwaffe zu verwenden, das können wir hier leider nicht machen, weil das Besucher*innen, die vorbeilaufen, natürlich komplett erschrecken und verstören könnte, die die Triggerwarnung am Anfang des Workshops natürlich nicht gehört haben. Und genau deswegen sind hier so einige Inhalte etwas rausgefallen und auch einige Inhalte ein bisschen anders rübergebracht worden aufgrund der Bedingungen. Und da ist es glaube ich immer eine Frage, was bietet das aktuelle oder das nächste Event? Was kommt räumlich auch an? Wir brauchen auf jeden Fall ein bisschen Platz, ein bisschen Zurückgezogenheit, ein bisschen geschützter Raum. Hier sitzen wir ja gerade auf einer sehr netten kleinen Ecke auf dem Camp, die einfach still ist für Campverhältnisse und auch tatsächlich ein bisschen sichtgeschützt. Und das ist schon richtig cool, dass wir diese Ecke gefunden haben.

naerrin: Sehr schön. Also vielleicht, vielleicht auch nicht, aber in der Hoffnung gibt es das nochmal, so dass Menschen dann wieder teilnehmen können und auch mit diesem wichtigen Thema einfach mal in Berührung kommen. Sehr cool. Dann vielen Dank für das Interview.

merline: Vielen Dank dir.

naerrin: Sehr gern. Dann noch viel Spaß auf dem Camp.

merline: Danke. Tschüss.

naerrin: Tschüss.

Interview mit Smettbo – Ethik in Technologiedebatten

naerrin: Hier ist jetzt das zweite Interview, das ich auf dem Camp aufnehme im Haecksen Village. Und zwar ist heute bereits Tag 5. Um uns herum haben sich die Geräusche ein bisschen verändert. Hin und wieder kommt etwas Abbaulärm schon leider dazu. Aber so ist das eben. Irgendwann hören die schönen Dinge auf. Und bei mir ist jetzt Smettbo.
Hallo Smettbo.

Smettbo: Hallo.

naerrin: Wie war das Camp bisher so für dich?

Smettbo: Es ist so schwierig, in Worte zu fassen. Es ist einfach so viele Eindrücke und so viele Dinge, die man machen kann und so viele wunderbare Sachen. Also es ist, es war großartig.

naerrin: Sehr schön. Das freut doch. Ja, ich kann mich da nur anschließen. Für mich war es auch bisher schon ziemlich großartig. Ich habe viele interessante Gespräche geführt und eins davon jetzt gerade sozusagen. Du hast ja im Workshop-Zelt der Haecksen auch einen Workshop angeboten. Was war das denn?

Smettbo: Genau. Ich habe gestern Ethik und Technologie-Debatten angeboten.

naerrin: Oh! Also sehr philosophisch.

Smettbo: Sehr philosophisch, ja. Genau. Philosophie ist ja mein Steckenpferd.

naerrin: Ja.

Smettbo: Ja, auch mit den vielen Phil-Haecksen. Und dann habe ich mir gedacht, ja, mache ich doch einen kleinen Workshop dazu.

naerrin: Sehr schön. Und worum ging es da so? Kannst du das, ok, es waren anderthalb Stunden, wahrscheinlich nicht so kurz umreißen, aber was war so der Aufhänger?

Smettbo: Ja, mein Aufhänger war, dass ja oft in so vielen, dass oft in technologischen Debatten oder in Debatten um Technologie Philosophie herangezogen wird, ohne dass explizit gesagt wird, ok, ich nutze jetzt diese und jene Philosophie im Hintergrund für meine Argumentation. Also gerade wenn es dann um so Themen geht wie KI oder mein Beispiel war dann im Workshop CRISPR, also die Genschere.

naerrin: Ah ja, ja.

Smettbo: Dann werden ja technologische, dann werden ja philosophische Modelle herangezogen, dass dann die Leute sagen, das ist gut aus dem und dem Grund oder es ist schlecht aus dem und dem Grund, aber man sagt nie, ok, ich argumentiere jetzt hier im Sinne des Utilitarismus und sage, wir müssen das machen, weil dadurch verbessert sich die Menschheit oder verbessert sich das Genmaterial der Menschheit dann auf lange Sicht.

naerrin: Ja.

Smettbo: Genau, also das sagt ja niemand, ne, das sagt ja, macht das, es ist ja wieder nie transparent in diesen Technologie-Debatten und mir war es wichtig in dem Workshop so ein paar philosophische Grundlagen zu vermitteln, dass die Menschen dann erkennen, lernen, was für Muster dort hinter diesen Argumenten stehen.

naerrin: Ja, würdest du dann auch sagen, dass es so eine, dass es wichtig ist, die Argumentationsstruktur quasi dieser, der philosophischen Richtung zu verstehen, um auch begreifen zu können, was letztendlich dann diese Argumentation eigentlich aussagen soll, die dann nur so ausschnittsweise herangezogen wird. Also ist das sehr wichtig, da einen größeren Überblick zu haben, damit man vielleicht nicht irgendwo in so Fallen reintappt?

Smettbo: Ich glaube, es ist hilfreich, damit man sich manchmal über Argumente vielleicht nicht wundert, weil die dann von der eigenen Sichtweise weit entfernt sein können. Also weil dann Argumente aus anderen Gedankenräumen, anderen Philosophien kommen können, die einem dann persönlich erstmal fremd sind und die man dann vielleicht auch gar nicht versteht. Und das, glaube ich, hilft dann sehr, dass man diese Argumente verstehen und einschätzen lernt und sie erkennen lernt und zu wissen, okay, das ist es, das, wo dahinter steht. Also dass man quasi so eine Betrachtung dann nicht so versteckt unterschleichen oder einem unterschieben kann.

naerrin: Ja, das klingt sinnvoll. Hast du sonst noch etwas zu sagen? Vielleicht im Workshop. Hast du das Gefühl, der kam gut an, dass die Leute da wirklich was draus mitnehmen konnten?

Smettbo: Also ich habe das Gefühl, der kam super an und die Leute haben von Anfang an super mitdiskutiert und haben total viele Fragen gestellt und ihre Gedanken gleich gesagt. Und es ist dadurch eine sehr lebhafte Diskussion gleich entstanden, was ja genau das ist, was ich wollte. Ich wollte ja, dass die Leute diese philosophischen Ideen verstehen lernen, was manchmal ja überhaupt nicht so einfach ist. Und diese philosophische Gedankenwelten sich dann transparent selbst zu machen, ist einfach auch eine Aufgabe. Das ist eine Aufgabe. Also das muss man schon irgendwie lernen. Und ich habe das Gefühl, das hat ganz gut funktioniert. Und die Leute haben es verstanden und konnten dann auch in diesen philosophischen Debatten diskutieren.

naerrin: Ja, sehr schön. Jetzt fällt mir tatsächlich keine weitere Frage ein. Gibt es noch etwas, was du sagen möchtest?

Smettbo: Ja, also ich werde den Workshop auf jeden Fall nochmal anbieten auf irgendeiner Veranstaltung, weil ich weiß einfach, was mir total viel Spaß gemacht hat. Und ich glaube, den Leuten hat es auch total viel Spaß gemacht. Und weil man den Workshop auch auf ganz viele verschiedene Beispiele anwenden kann. Also ich hatte jetzt CRISPR, aber es sind ja noch ganz, ganz viele andere Beispiele denkbar, wo man das anwenden könnte in der… außer Technologie. Und das ist was, also da kann ich mir, das glaube ich, werde ich noch machen, dass ich mal noch ein anderes Beispiel aufbereite und dass ich das nochmal in den Workshop gebe und nochmal mit anderen Leuten diskutiere. Und da kommen bestimmt noch viele schöne Sachen zustande.

naerrin: Das glaube ich auch. Und ich finde es auch sehr schön, dass dein Workshop unser Programm mitbereichert hat, weil es dadurch auch noch deutlich vielfältiger geworden ist und auch solche gesellschaftlichen Aspekte, so Konzepte und Gedanken aus dem Hintergrund mit reingekommen sind. Das war sehr schön.

Smettbo: Das ist wunderbar. Das freut mich auch sehr.

naerrin: Dann vielen Dank und einen schönen letzten Abend dir noch hier am Camp. Ja, danke schön.

Interview mit Anna – Flow3r Badge Workshop

naerrin: Ich habe mir noch jemanden herangesucht für ein kleines Interview. Und zwar sitzt bei mir jetzt Anna. Hallo Anna.

Anna: Hallo.

naerrin: Wie war für dich das Camp bisher so?

Anna: Anstrengend, sehr schwitzig. Es ist die ganze Zeit eigentlich immer sehr warm, aber auch super schön.

naerrin: Ja, das stimmt. Ja, geht mir sehr ähnlich. Ja, du hattest auch bei einem Workshop mitgemacht und zwar bei einem ganzen Workshop-Team. Und zwar habt ihr einen Anfänger*innen, Einsteiger*innen-Workshop für die Flower Badge gemacht.

Anna: Ja, genau.

naerrin: Wie lief der denn so?

Anna: Der war sehr gut besucht. Wir wollten alles anbieten, von Hardware zusammenbauen zu Tools installieren, zu ein bisschen Programmieren lernen oder halt auch Leuten mit Projekten helfen. Das heißt, es war ein sehr breites Spektrum an Menschen anwesend. Und letztendlich haben wir dann mit fünf Leuten etwa so knapp 60 Menschen in zweieinhalb Stunden durch die ersten Schritte mit dem Flower Badge durchgeleitet.

naerrin: Das ist nicht schlecht. Wir hatten ja auch eine Podcast-Folge zum Flower Badge. Was waren denn so bei eurer Unterstützung im Workshop die größten Probleme, die euch da erstmal begegnet sind?

Anna: Tatsächlich die ganzen verschiedenen Betriebssysteme, weil je nachdem, ob es jetzt Windows ist oder Mac, um diese Tools zu installieren, um mit dem Badge zu reden, braucht man schon ein bisschen Fachwissen. Da ist es halt einfacher, den als USB-Stick anzustecken und dann da mit einem Text-Idol drauf zu arbeiten. Aber das ist natürlich weder schnell noch komfortabel. Insofern bietet sich das Tool schon an.

naerrin: Ja, klingt gut. Aber ihr konntet den Leuten dann nach und nach helfen und seid mit ihnen durch die ersten Schritte durchgekommen?

Anna: Das schon, aber tatsächlich haben sich die meisten Leute selber geholfen. Wir haben die dann je nach Wissenslevel und nach welchen Betriebssystemen, mit denen sie gekommen sind, in kleinen Gruppen aufgeteilt und haben die dann größtenteils unter sich arbeiten lassen. Und dann haben sie sich halt gegenseitig geholfen, gegenseitig mehr beigebracht. Und immer wenn dann ein Problem aufgetreten ist, sind wir dann gekommen und haben ihnen das gezeigt. Und dann haben sie es anderen weitergezeigt. Also dieses Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert auch im Digitalen sehr gut.

naerrin: Ja, schön. So etwas Ähnliches hatte ich zwischendurch auch mal in einem anderen Workshop gemacht. Das ist immer ein schöner Ansatz, weil die Leute dann vielleicht auch zu Hause selber weitermachen können oder Ideen haben, wie sie selber Probleme beheben können, wenn sie auf Hindernisse stoßen.

Anna: Ja, genau. Das ist halt so wichtig, dass es nicht einfach nur ein buntes, blickendes Andenken ist, sondern dass die Leute halt mitkriegen, dass sie damit wirklich machen können, was sie wollen. Und im Gegensatz zu vielleicht anderen Projekten kommt es halt schon verpackt und getestet in ein – ja – nicht so einfach kaputtbares Format, dass man es halt auch zu Hause wirklich damit programmieren kann.

naerrin: Sehr schön. Du hattest erwähnt, ihr hattet vielleicht auch die Idee, bei Projekten zu unterstützen. Gab es denn Projekte konkret, die im Workshop auch angesprochen wurden, gezeigt wurden oder bei denen ihr mal mit drauf geschaut habt?

Anna: Nein, tatsächlich nicht. Es war am Ende so viel los, dass die Leute, die tatsächlich programmiert haben, sich komplett alleine an den Rand gesetzt haben und halt sich in ihre Laptops vertieft haben. Und wie eigentlich nur immer bei einzelnen Zeilen, wenn jetzt Probleme aufgetreten sind, die haben sich sehr gut miteinander verstanden und dann halt ausgetauscht.

naerrin: Ah, sehr schön. Ich habe danach gesehen, du hast dich auch noch hingesetzt und an Sachen rumgeschrieben und eine App hochgeladen. Was hast du denn gemacht?

Anna: Ja, genau. Ich musste ja vorher irgendwie selber ein bisschen lernen, mit dem Gerät umzugehen und mit der Programmiesprache. Also Python selber habe ich schon programmiert, aber jetzt nicht in der exakten Umgebung. Und dann habe ich die Standard-App, die halt den Namen anzeigt, ein bisschen um neue Features erweitert und andere gestrichen, damit man es tatsächlich auch verwenden kann, dass es nicht einfach nur hübsch blinkt.

naerrin: Sehr schön. Ja, dann vielen Dank auf jeden Fall für dieses kurze Interview und den kurzen Einblick in den Workshop. Ich wünsche dir noch einen, naja, ich sag mal, ein bisschen entspannteren, letzten Abend und eine kühle Nacht. Und ja, vielen Dank, dass du da warst.

Anna: Ja, vielen Dank. Es war das erste Mal im Camp und es hat richtig viel Spaß gemacht, auch jetzt was Großes mal zu organisieren.

naerrin: Sehr schön. Ja, dann bis zum nächsten Mal.

Interview mit neonmate – Merch und Lieblingskleidung flicken

naerrin: Es ist immer noch Tag 5 auf dem Camp. Gerade ist das Closing hinter uns. Das bedeutet, leider geht es so langsam, aber sicher dem Ende zu. Aber ich habe noch ein Interview und darauf freue ich mich auch sehr. Bei mir ist jetzt neon_mate.

neon_mate: Hallo.

naerrin: Hallo. In diesem Fall hast nicht nur du einen Workshop gemacht, sondern wir haben ihn ja sogar zusammen gemacht. Was war das denn für ein Workshop?

neon_mate: Der Merch- und Lieblingskleidungsflicken-Workshop.

naerrin: Also Menschen sind zu uns gekommen. Der Aufruf war “Bringt kaputte Sachen mit und macht sie heile. Wir zeigen euch, wie es geht.”

neon_mate: Genau. Ganz im Sinne von Solarpunk für eine nachhaltige Zukunft. Einfach das war ein bisschen die Idee, die auch im Camp ja umgesetzt werden sollte.

naerrin: Was waren denn so für Sachen dabei?

neon_mate: Viele verschiedene. Also einer kam mit einem großen Bären, der auch noch Elektronik drin hatte und die Kapuze einmal gefixt werden musste. Viele kamen tatsächlich mit dem klassischen Riss im Schritt bei der Hose. Vor allem die vielen Radfahrenden hier auf dem Camp. Einer kam sogar mit seiner einzigen Hose, die er noch hatte, die gedrängt gefixt werden musste. Viele hatten auch alte Chaos-Hoodies tatsächlich, Merch. Ein kleines Mädchen hatte noch, glaube ich, einen Jersey-Oberteil. Aber es kam relativ viel zusammen.

naerrin: Das stimmt. Ja, es war überraschend voll. Ich hätte es vorher auch nicht gedacht. Und ich fand es auch schön, dass bei den Menschen offensichtlich wirklich der Gedanke angekommen ist, Kleidung nicht nur einfach zu ersetzen, wenn sie kaputt ist, sondern auch selbstständig zu reparieren und zu lernen, wie es geht.

neon_mate: Und dass man es sehen darf, diese Reparatur. Das muss nicht versteckt sein. Ich glaube, das ist auch noch ein Aha-Effekt für viele gewesen.

naerrin: Das glaube ich nämlich auch. Ich erinnere mich gerade an eine schöne Reparatur, wo ein 33C3 “Works for me”-T-Shirt dabei war, mit einem kleinen Brandloch. Für die Menschen, die wissen, wie das “Works for me” oder 33C3-Logo aussah, das war so Türkis, mit so ein bisschen Gesprengkel drumherum. Und dieser Mensch hat einen Stern dazu gestickt über das Loch. Das fand ich sehr schön in der passenden Farbe.

neon_mate: Oh ja, da waren einige schöne Reparaturen dabei. Einige haben wir leider nicht mal ganz zum Ende sehen können. Wie die große Fairy Dust, auf dem einen auch Chaos-Hoodie, die an der Seite komplett aufgerissen war, der auch mit anders farbigen Stoffen hinterlegt wurde. Da bin ich gespannt, ob da irgendwann nochmal ein Ergebnis zu sehen sein wird.

naerrin: Ja, wir haben tatsächlich ein paar Ergebnisse auch während des Workshops ja schon festgehalten und auf Mastodon verbreitet. Da könnt ihr bestimmt auch nochmal nachschauen, wenn euch das interessiert. Du hast ja so eine schöne Schablone gemacht. Was ist denn eigentlich der Hintergrund zu dieser Schablone?

neon_mate: Wir wissen ja alle, hier auf dem Camp und auch auf CCC-Veranstaltungen steht ja gerne mal die Fairy Dust herum. Eine große, eine riesengroße Rakete, die das schon lange begleitet. Und ich liebe sie und dementsprechend musste sie unbedingt auf die Schablone drauf, natürlich.

naerrin: Ja, und das ist ein recht modernes Motiv, ein hier sehr thematisch passendes Motiv. Aber diese Schablone ist gewissermaßen angelehnt an eine andere Technik, nämlich namens Sachiko.

neon_mate: Genau. Die Japaner sind ja sowieso groß darin, Dinge zu reparieren und das auch zu zeigen. Dieses Kintsugi zum Beispiel, wo man Porzellan repariert mit diesem Gold dazwischen. Und Sachiko ist im Prinzip auch, dass man diese Art geometrische Muster überlagert, indem man eine Stoffschicht unter das Loch oder über das Loch macht und dann halt das drübersteckt.

naerrin: Genau. Das fand ich auch sehr schön. Kannte ich vorher selber nicht. Ich habe mich dazu begeistern lassen, beim Workshop mitzumachen und ihn auch mitzuleiten, weil ich selber auch viel mit Sticken und so weiter mache. Aber Sachiko kannte ich vorher in dem Sinne nur nicht, dass ich es noch nie umgesetzt habe. Und jetzt auch immer noch nicht umgesetzt habe, weil ich leider keine Zeit während des Workshops hatte, weil wir so viel Andrang hatten. Das war sehr schön.

neon_mate: Das stimmt. Da waren wirklich viele dabei. Und viele auch, die gesagt haben, sie wollten das schon immer mal ausprobieren. Sie haben sich ewig vor sich her geschoben, das zu machen, oder sich nicht getraut und haben jetzt einfach mal so einen Anstoß bekommen, damit anzufangen.

naerrin: Ja, das fand ich auch sehr schön. Und ich hoffe, Menschen probieren weiter damit rum.

neon_mate: Und ich glaube auch, das wird nicht der letzte Workshop in diese Richtung gewesen sein, so groß wie dieser Andrang war.

naerrin: Genau. Ja, dann wie war denn das Camp für dich?

neon_mate: Total schön, gerade nach so einer langen Zeit, wo irgendwie echt nicht viel los war, Corona-bedingt, einfach mal alle Leute zu treffen und diese verrückten Menschen und diese verrückten Dinge, die einfach überall aufploppen.

naerrin: Ja, und einfach mal nachts um drei löten zu gehen.

neon_mate: Und nachts um drei löten zu gehen, die “Hacken Dass..?” Außenwette zu begleiten, als Crowd-Control-Engel, Zug zu fahren, endlich mal auf dem Camp, was ich 2019 nicht geschafft habe. Das erste Mal Chaospost ausgetragen. Das sind so kleine Dinge, die einen glücklich machen.

naerrin: Sehr schön. Viel erlebt trotz der Hitze.

neon_mate: Man kann ja auch viel nachts erleben hier. Das ist ja das Schöne.

naerrin: Ja, dann vielen Dank, dass du dir auch noch mal kurz die Zeit genommen hast, mit mir hier zu reden. Und ich wünsche dir noch einen schönen letzten Abend auf dem Camp. Und ja, für alle, die irgendwann auch mal Merch und Lieblingskleidung flicken wollen, wir werden das wiederholen.

neon_mate: Auf jeden Fall.

Abmoderation

naerrin: Es ist jetzt 21.50 Uhr an Tag 5. Ich sitze hier immer noch im Haecksen-Village und dachte mir, ich versuche jetzt noch mal so etwas wie eine Abmoderation für diese Folge, die irgendwie relativ spontan und planlos entstanden ist. Im Wesentlichen sollte sie einen kleinen Einblick darüber geben, was so im Haecksen-Village alles gelaufen ist. Das war jetzt nur ein sehr kleiner Eindruck. Ich verlinke das Programm auf jeden Fall auch in den Show-Notes noch, dass ihr euch mal einen Eindruck davon verschaffen könnt, was bei den Haecksen im Village sonst noch so gelaufen ist. Es war eine wunderbare Zeit. Und an dieser Stelle einmal vielen Dank an alle Menschen, die sich im Vorfeld nicht nur für das Camp im Allgemeinen, sondern auch für die verschiedenen Villages und eben insbesondere für das Haecksen-Village so ins Zeug gelegt haben, die Orga auf die Beine zu stellen, im Vorfeld schon früher angereist sind, beim Aufbau mitgeholfen haben, im Workshop-Zelt Engelschichten geleistet haben, um den Vortragenden Hilfe zur Seite stellen zu können, oder die hier allgemein einfach das Village so schön gemacht haben. Und zu dem, was es dann geworden ist, so ein bisschen ein Zuhause für fünf Tage, kreatives Chaos, wunderbaren Austausch. Und ja, vielen Dank euch allen dafür, auch dafür, dass ihr euch am Ende noch dem Abbau hingeben werdet und dafür sorgt, dass alles wieder seinen Ursprungszustand hier im Ziegeleipark erhält. Und ja, das ist jetzt der letzte Abend. Ich verabschiede mich jetzt und sage bis zum nächsten Mal. Auf Wiedersehen!