Hexen, Haecksen, Hacker*innen

Ist das nicht alles dasselbe?

Die Haecksen haben sich schon vor einer Weile intensiv gefragt, ob sie weiter Haecksen heißen wollen.

Und, ganz ehrlich, es gibt einiges was dagegen spricht.

Die Entstehung des Begriffs Hexe[1] lässt sich ab dem Beginn des 15. Jahrhunderts nachweisen. Hexen werden alle möglichen Eigenschaften nachgesagt, die bereits im Mittelalter verfolgten Gruppen unterstellt wurden. Aus den Geständnissen von als Ketzern verfolgten Katharen und Waldendsern werden Teufelsanbetungen übernommen. Ihnen und Homosexuellen werden nächtliche orgiastische Zusammenkünfte unterstellt, aber auch antijüdische Vorurteile wie Kinderopfer und der Hexentanz (in der Synagoge; daher der Begriff „Hexensabbat“) werden hineinprojiziert.[2]
Hexenverfolgungen und Hexenprozesse fallen nicht zufällig mit einem Wandel des Gesellschaftsmodells und der Geschlechterrollen zusammen. Während im Mittelalter die Subsistenzwirtschaft (Produktion für den Eigenbedarf) vorherrschte, setzt sich anschließend die Geldwirtschaft und der Kapitalismus durch. Männer[3] sind zunehmend außerhalb des eigenen Hauses marktwirtschaftlich tätig, während für die Frauen[3] Lohnarbeit nicht (oder nur zu sehr viel schlechteren Konditionen) vorgesehen ist. Frauen[3] werden auf Tätigkeiten rund um die Reproduktion festgelegt und sind gemeinhin durch die dadurch entstehende Abhängigkeit sozial degradiert.[4]

Sich angesichts dieser Degradierung Hexe zu nennen, kann nur im Rahmen einer Rückgewinnung des Begriffes passieren.

Soll heißen:

Wir suchen uns aus, dass wir Haecksen heißen wollen.
Aber nicht jedes weiblich gelesene Wesen der Hacker*innen Community möchte als Haeckse bezeichnet werden (und es gibt mehr als zwei Geschlechter), daher sprechen wir uns explizit dagegen aus, dass pauschale Bezeichnungen wie “Liebe Hacker und Haecksen” genutzt werden.

Wieso sind meine “krumme Nase”-Witze nicht lustig?

Nicht jede Person bei den Haecksen möchte eine Hexe sein. Daher gehen wir mit Hexensymbolik sparsam und überlegt um und wollen uns als Gruppe nicht zu sehr damit gleichsetzen, bzw. damit gleichgesetzt werden.

Sexuell konnotierte Stereotype (Besen reiten -> Selbstbefriedigung, Hexentanz -> Orgie) können sicherlich auch als Symbole sexueller Selbstbestimmung gesehen werden, allerdings werden sich evtl. nicht alle damit wohlfühlen. Der Einsatz wird ggfs. im Einzelfall angesprochen und diskutiert.
Judenfeindliche Stereotype (Hexensabbat, krumme Nase) wollen wir grundsätzlich nicht replizieren und tolerieren sie auch nicht.
Das Haecksen-Feuer ist als Lagerfeuer (an dem sich alle versammeln können) vielleicht schöner, als als Hexenverbrennungs-Feuer, und ein Kessel (zum Kinderkochen) muss vielleicht auch nicht immer sein.

Haecksen sind Wissenschafts-Fans, Esoterik wollen wir nicht verbreiten oder unterstützen.

[1] Auch wenn es durchaus Männer gab, die der Hexerei bezichtigt wurden (dann aber eher unter dem Begriff “Zauberer”), waren diese grade in den deutschen Gebieten in der Minderheit. Da sich dieser Artikel mit dem Begriff Hexe auseinandersetzt bleiben wir hier beim Begriff Hexe.
[2] https://www.dhm.de/archiv/ausstellungen/hexenwahn/aufsaetze/01.htm
[3] Die Quelle spricht ausschließlich von Frauen und Männern, daher an dieser Stelle nur die binären Bezeichnungen.
[4] Silvia Federici, Caliban und die Hexe, 2012, Seite 89/90